Orthodoxie in Corona-Zeiten
Weltweite Solidarität
Am Anfang der Pandemie haben die Patriarchen und Bischöfe als Oberhäupter der orthodoxen Autokephalen Kirchen insbesondere der Griechischen, der Serbischen, der Rumänischen oder der Russischen, auf den Ernst der Situation hingewiesen, und weltweit Gläubige aufgerufen, den behördlichen Massnahmen Folge zu leisten, ohne den wahren Glauben zu vernachlässigen. Sie erinnerten in ihren Hirtenbriefen an die alte Tradition der Hauskirchen und die möglichkeit der Laiengottesdienste nach monastischem Vorbild, nützliche Texte erschienen im Internet, und es gab zahlreiche Liveübertragungen. Informationen erschienen auch in der liechtenstinischen Presse am 16. April 2020.
Liechtenstein
Alle orthodoxe Gottesdienste und Veranstaltungen zum orthodoxen Osterfest 2020 mussten nun abgesagt werden. Mit Gottes Segen (und gutem Organisationsvermögen) konnten alternative Lösungen improvisiert werden, einerseits innerhalb der orthodoxen Familien die bereits eine Hauskirche hatten, anderseits (dank dem Zuvorkommen der lutherischen Gemeinde) in der Vaduzer Johanneskirche, wo eine Kapelle organisiert wurde. Sogar die Osterglocken konnten erschallen und die Auferstehungsfeier (ohne Publikum !) stattfinden. Es fanden mehr als 10 Andachten und Gottesdienste auf Anmeldung statt, unter Berücksichtigung aller Hygienemassnahmen. Allerdings die früher sehr beliebten Kontakte und Veranstaltungen mit Katholiken und Reformierten fielen aus
Organisatorische Anpassung
Am 06.07.2020 liess der Vorstand verkünden:
„Wegen der Corona-Pandemie müssen wir unsere Organisation ändern. Orthodoxe Gottesdienste mit grossen Menschenmengen in Liechtenstein werden kaum möglich sein. Unsere Kapelle in Vaduz steht ab sofort für Familien und Kleingruppen zur Verfügung. Wenn kein Priester da ist, werden wir uns gegenseitig helfen. Dafür müssen wir aber untereinander in Kontakt bleiben (telefonisch oder über Internet, WhatsApp oder Facebook). Wir werden auch selbstverständlich die bestehenden Kirchen in der Nachbarschaft in grösserem Mass unterstützen, damit jeder bei dringendem Bedarf dort den Gottesdienst besuchen und Sakramente empfangen kann. Ich wünsche allen Gesundheit und freue mich, wenn wir uns bald treffen können. Mit freundlichen Grüssen Cyril Deicha „
Ausgangslage
Seit über 30 Jahren hat sich in Liechtenstein ein reges kirchliches Leben für die 472 orthodoxen Gläubigen entwickelt mit drei folgenden Merkmalen:
-1- öffentliche Gottesdienste mehmal im Jahr. Dafür wird mit der freundlichen Unterstützung der katholischen Pfarrei Schaan in der Laurentiuskirche eine Ikonostase aufgebaut. Ebenfalls in der Johanneskirche in Vaduz, dank einer Vereinbarung mit der lutherischen Gemeinde. Bei diesen Gelegenheiten trafen sich zahlreiche Gläubige und Geistliche sowie Besucher aus der ganzen Region. Die ökumenische Zusammenarbeit wurde dadurch stark gefördert.
-2- Eine solidarische Gemeinschaft hat sich um die griechische und die serbische Gemeinden gebildet und verbindet alle ohne Rücksicht auf nationale Herkunft, was von einigen als weltweites Vorbild bewundert und gelobt wurde. (Siehe z.B Fernsehreportage von 1FL-TV von 14.04. 2019).
-3- Integration in die Liechtensteinische Gesellschaft, Verwendung der Deutschen Sprache, Pflege der guten Beziehungen mit den anderen Konfessionen, Beteiligung am gesellschaftlichem und kulturellen Leben. Die Finanzierung unserer Religionsgemeinschaft erfolgt durch Kollekten und Zuschüsse des Liechtensteiner Staates schon seit über 20 Jahren.
Es ist wichtig diese Merkmale im Auge zu behalten besonders für die Zeit nach Corona.
Ausnahmezustand:
Grosse Ansammlungen von Personen stellen in Pandemiezeiten ein erhöhtes Risiko dar, und mussten im Frühling 2020 verboten werden. In Liechtenstein geligt es uns diese Herausforderung durch zwei Massnahmen zu überwinden:
-1- Engagierter Gläubige wurden aufgefordert sich in eine “Orthodoxe Fraternität” einzutragen, da in Pandemie-Zeiten eine Mitglieder-Liste geführt werden muss. So werden Andachten in Kleingruppen und über elekronische Kommunikation gestaltet. Die Sakramentenspende und kanonische Betreuung, wird durch die orthodoxen Seelsorger aus der Schweiz provisorisch gewährleiset, solange es unmöglich ist, hierer die Priester kommen zu lassen.
-2- Die Arbeit der Seelsorger wird in dieser Zeit finanziell ünterstützt, indem ein Kirchenbeitrag von 120 Fr Jährlich pro Person an die Ortodoxen Kirchen von St. Gallen (Griechen), Mels (Serben), und Melide (Russen) überwiesen wird. Diese kirchliche Bindung zur weltweiten Orthodoxie als Einheit ist in unseren Statuten festgeschrieben. Dr. Cyril Deicha ist der offizielle panorthodoxer Koordinator.
Zusammenfassung (Appell des Vorstandes)
“Anfang 2020 wurden neue provisorische Massnahmen getroffen, um trotz der Corona-Pandemie das kirchliche Leben der liechtensteiner Orthodoxen zu gestalten. (Sobald es wieder möglich ist, gibt es öffentliche panorthodoxe Gottesdienste wie schon seit 30 Jahren!)
1. In der Johanneskirche ist mit dem Segen unserer orthodoxer Seelsorger eine Kapelle eingerichtet, um Andchten für Familien und Kleingruppen (bis zu 5 Personen) zu organisieren.
2. Um unsere Seelsorger in dieser schweren Zeit zu unterstützen, kann jeder von euch unserem Kirchenverband den Auftrag geben, seinen Jahres-Kirchenbeitrag (Parohial) an die entsprechenden Kirchgemeinde zu überweisen.
3. Wer mitmachen möchte, bitte sich beim Vorstand melden . “
Zurück zur Normalität
Unsere langfristigen Ziele für die nächsten Monate und Jahre sind in folgender Rheienfolge :
1. Inkrafttreten des liechtensteinischen Religionsgemeinschaftengesetzes von 2012 (oder einer ähnlichen Regelung), damit wir auch juristisch mit die anderen Konfessionen gleichgestellt sind. Im Jahr 2021 erhält Liechtenstein eine neue Regierung , mit der Kontakt aufgenommen wird.
2. Einrichtung eines permanenten Gottesdienstgebäudes (Kirche) und pflege der Orthodoxen Grabstätten.
3. Regelmässige betreuung vor Ort durch eine Geistlichen , mindestens einen von der serbischen Kirche und einen von der griechischen . Sinnvoll wäre dass die Seelsorger bereit wären ihren Dienst ehrenamtlich auszuüben (z-B. als Pensionisten wie es die Lutheraner seit vielen Jahren machen).
4. Erweiterung der Ortsgruppen, Öffentlichkeitsarbeit, Gemeinsame Veranstaltungen mit den anderen Konfessionen.
5. Weiterentwicklung einer deutchsprachigen Orthodoxie, besonders in Hinblick auf die gemischten Ehen, die jungen Generationen und (in Absprache mit den anderen Konfessionen) ein Angebot auch an Mitmenschen, die als Agnostiker, Atheisten oder nicht-Religiös aufgewachsen sind, aber sich nach christlicher Spiritualität sehnen.
Situation vor der Corona-Zeit
Enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen orthodoxen Jurisdiktionen . Gemeinsame Gottesdienste, gemeinsames Organisationskommitee auf ehrenamtlicher Basis (Ministranten, Messmer , Chor, Logistik)
Familienfreundlicher Auferstehungsgottesdienst in der Laurentiuskirche in Schaan ( Beginn ausnahmsweise ca 16:00 ortszeit statt Mitternacht)
Führung von Dyptychen und jährlicher Besuch der Gräber der Mitchristen , die im Schutze der hiesigen Friedhöfe ruhen. Jährlicher Gedenkgottesdienst. Familienfreundlicher Abendgottesdienst mit russischem Gastchor in der Johanneskirche Vaduz meistens am 8. Dezember. (Begin am Nachmittag ortszeit ) Liturgie mit Kinderkommunion am Ende der Adventszeit und nach Bedarf, in der Johanneskirche Vaduz. (Kinderkommunion ebenfalls am Grossen Samstag). Reportagen über die Kinderkommunion in der liechtensteinischen Presse insbesondere wenn es sich um die erste Kommunion eines Kleinkindes handelt. Zwei mobile Ikonostasen (Schaan und Vaduz), mobiles Taufbecken. Jährlicher Hausbesuch zur Weihe von Hauskapellen, oder Familiennamenstagen. Gemeinsame Andachten und Veranstaltungen, mit den anderen christlichen Konfessionen (z.B. in Mauren) unter Wahrung der eigenen orthodoxen Identität und respekt der kanonischen Regeln.